1. Untersuchungsspektrum

Bakteriologie:

  • Anzucht und Differenzierung humanmedizinisch relevanter Bakterien
  • Erstellung von Antibiogrammen* für pathogene oder opportunistisch pathogene Isolate
  • Direktnachweis bakterieller Antigene und Toxine mittels ELISA 
    (z. B. Campyl­obacter-Ag, C. difficile-Toxin, Shiga-/Verotoxin, Helicobacter pylori-Ag)
  • Direktnachweis von Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrhoeae mittels Nukleinsäure-Amplifikationstechnik (NAT)
  • Direktnachweis bakterieller Erreger respiratorischer Erkrankungen mittels PCR bzw. Multiplex-PCR (z.B. Chlamydophila pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae, Legionella pneumophila; Bordetella pertussis/parapertussis)
  • Serologischer Nachweis von Antikörpern gegen bakterielle Erreger (z.B. gegen B. pertussis/parapertussis, T. pallidum usw.)

Mykologie:

  • Anzucht und Differenzierung humanmedizinisch relevanter Dermatophyten, Hefe- und Schimmelpilze
  • Erstellung von Antimykogrammen* pathogener oder opportunistisch pathogener Candida- und Aspergillusisolate

Parasitologie:

  • Nachweis und Differenzierung intestinaler Parasiten (Helminthen, Protozoen)
  • Direktnachweis von Plasmodien-Antigenen (Malaria-Diagnostik)
  • Serologischer Nachweis von Antikörpern gegen Parasiten (z.B. gegen Toxoplasma gondii)

Virologie:

  • Direktnachweis von Adeno-, Astro-, Rota- und Noroviren aus Stuhlproben (ELISA, PCR)
  • Direktnachweis viraler Erreger mittels PCR bzw. Multiplex-PCR (z.B. Influenza, RSV, Coronaviren, Enteroviren, Adenoviren, CMV, HSV, VZV)

* Die Bestimmung der Antibiotika-/Antimykotikaempfindlichkeit erfolgt nur, wenn eine ätiologische Bedeutung der angezüchteten Mikroorganismen gesichert oder ausreichend wahrscheinlich ist und für diese Mikroorganismen validierte Anti­biotika­testverfahren und Grenzwerte nach EUCAST verfügbar sind. 

 

2. Fremdleistungen

Einige Spezialuntersuchungen führen wir nicht selbst durch, sondern leiten sie an ausgewählte, i.d.R. akkreditierte Fachlaboratorien weiter. Diese sind durch einen Vermerk auf dem Laborbefund gekennzeichnet.

3. Untersuchungsaufträge

Allgemein

Für ambulante und stationäre Einsender stehen spezielle Mikrobiologie-Auftragsformulare zur Verfügung, auf denen sowohl das jeweilige Untersuchungsmaterial als auch der Untersuchungsumfang durch Ankreuzen markiert werden können.

Für eine exakte Einschätzung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse sind Angaben zum Abnahmeort, Diagnosen/ Verdachtsdiagnosen, Auslandsaufenthalten und zur bestehenden, oder geplanten Antibiotikatherapie hilfreich. 

Eine Freitextbeauftragung mit "Erreger- und Resistenzbestimmung" beinhaltet folgende Untersuchungen: Mikroskopie je nach Material und Abnahmeort, Erregeranzucht mit anschließender Keimidentifizierung und Empfindlichkeitstestung (Antibiogramm) nach EUCAST.

Speziell

Folgende Erreger/Toxine werden in den meisten Fällen nicht mit der Routinediagnostik erfasst und müssen daher bei klinischem Verdacht ausdrücklich auf dem Untersuchungsantrag angefordert werden:

Aktinomyzeten, Chlamydien, Choleravibrionen, Clostridium difficile-Toxin, Diphtheriebakterien (C. diphtheriae), EHEC/EPEC, Gonokokken (N. gonorrhoeae), Helicobacter pylori, Legionellen, Mykobakterien (M. tuberculosis u. a.), Mycoplasmen, Pertussiserreger (B. pertussis/parapertussis), Pneumocystis jiroveci, Protozoen, Viren, Würmer und Wurmeier 

Generell empfiehlt es sich, bei V.a. oben genannte oder andere seltene Erreger und/oder Untersuchungsmaterial, das nicht jederzeit erneut gewonnen werden kann (z.B. intraoperativ entnommenes Gewebe), vorab mit einem Mikrobiologen den Fall zu besprechen und Hinweise zur Gewinnung des  Untersuchungsmaterials und zu den optimalen Transport- und Lagerbedingungen zu erhalten.

4. Abnahmematerial

Siehe Abschnitt Versandmaterial.

5. Materialgewinnung und ausgewählte Untersuchungsanforderungen

5.1. Allgemeine Hinweise

5.1.1. Untersuchungsmaterial

5.1.2. Probenbegleitschein

Probenbegleitschein vollständig ausfüllen und alle für die mikrobiologische Diagnostik und Befundinterpretation notwendigen Informationen eintragen (Art des Untersuchungsmaterials, Entnahmestelle, Entnahmezeitpunkt, klinische Diagnose bzw. Verdachtsdiagnose oder klinische Symptomatik, ggf. gleichartige Umgebungserkrankungen, bisherige antibiotische Therapie, ggf. Hinweis auf Vorbefunde).

5.1.3. Lagerung und Transport

Entnommenes Material möglichst schnell ins mikrobiologische Labor bringen, ggf. Transportmedien verwenden (s. u.).

5.2 Abstriche / Sekrete

5.3 Abstriche zum molekularbiologischen Chlamydien- und Gonokokkendirektnachweis

5.4 Blutkulturen

5.4.1. Indikationen

5.4.2. Entnahmezeitpunkt und Anzahl der Blutkulturen

5.4.3. Entnahmeart

5.4.4. Probenentnahme

5.5 Biopsie- / Operationsmaterial

5.6 Liquor für mikrobiologische Untersuchungen

Bei klinischem Verdacht auf eine Meningitis/Enzephalitis sollten stets Untersuchungen zum direkten Erregernachweis (Mikroskopie, Kultur, PCR) und Untersuchungen eines Liquor/Serum-Paares (Antikörperindex-Bestimmung) parallel durchgeführt werden (siehe Liquordiagnostik).

5.7 Punktate

5.8 Respiratorische Proben

5.8.1. Bronchialsekret / Bürstenabstrich

5.8.2. Sputum

5.8.3. Trachealsekret

5.9 Stuhl/Rektalabstrich

5.9.1. Empfehlungen zum Untersuchungsauftrag

5.10 Urine

5.10.1. Urin aus Mittelstrahl

Frauen

Männer

  • Unterkörper vollständig entkleiden
  • Hände mit Seife waschen
  • Vulva 3 x mit jeweils frischem, feuchtem Tupfer von vorn nach hinten reinigen und abschließend mit einem trockenen Tupfer trocknen
  • Labien gespreizt halten bis Uringewinnung abgeschlossen
  • Ein Drittel bis eine Hälfte des Blaseninhalts ablaufen lassen, dann ca. 10 ml in sterilem Einmalbecher auffangen
  • Urin in steriles Röhrchen füllen (mit Urin­stabilisator)
  • Verschluss aufsetzen, ohne den Gefäßrand zu berühren
  • Falls das Röhrchen beim Umfüllen von außen mit Urin konta­miniert wurde, unter fließendem Wasser reinigen.
  • Unterkörper entkleiden
  • Hände mit Seife waschen
  • Vorhaut vollständig zurückziehen und während der gesamten Uringewinnung so belassen
  • Glans penis mit feuchtem Tupfer 2 x reinigen und abschließend mit einem trockenen Tupfer trocknen
  • Ein Drittel bis eine Hälfte des Blaseninhalts ablaufen lassen, dann ca. 10 ml in sterilem Einmalbecher auffangen
  • Urin in steriles Röhrchen füllen (mit Urin­stabilisator)
  • Verschluss aufsetzen, ohne Gefäßrand mit den Händen zu berühren
  • Falls das Gefäß beim Wasserlassen von außen mit Urin kontaminiert wurde, unter fließendem Wasser reinigen.

5.10.2. Urin aus Einmalkatheter

5.10.3. Urin aus Dauerkatheter

5.10.4. Urin aus Blasenpunktion

5.10.5. Urin aus Erststrahl (für molekularbiologische Chlamydien- und Gonokokken-Diagnostik)

5.11 Mykobakterien-Diagnostik (M. tuberculosis-Komplex und atypische Mykobakterien)

5.11.1. Untersuchungsspektrum, allgemeine Hinweise

5.11.2. Probenmindestmengen zur Mykobakterien-Diagnostik: 

 

Sputum/Trachealsekret  2 ml
Bronchialsekret                         2 ml
BAL                                         20 ml
Pleurapunktat                 30 ml
Magenspülwasser                      20 ml
Magennüchternsekret    2 ml
Aszites               30 ml
Urin  30 ml (kein Mittelstrahlurin, kein Sammelurin)
Stuhl                             1-2 g
Liquor  Anzucht (+ PCR)         5 ml (+ 3 ml zusätzlich)

Proben stets nativ (ohne Transportmedium) in sterilen und dicht verschlossenen Röhrchen einsenden. Bis zum Transport ist eine Lagerung bei 4°C bis 8 °C empfohlen.

5.11.3. Induziertes Sputum (Vorbereitung des Patienten und Sputuminduktion)

5.11.4. Sputum

5.11.5. Bronchialabsaugungen

In sterile Sputumröhrchen geben.

5.11.6. Magensaft

5.11.7. Punktat und Liquor

Möglichst reichlich Material (siehe oben) in sterilem Gefäß auffangen.

5.11.8. Eiter und Wunden

5.11.9. Gewebe/Biopsien

In sterilen Röhrchen nativ einsenden, mit etwas steriler physiolog. NaCl-Lösung (ca. 1 ml) befeuchten (keinesfalls Formaldehyd verwenden)

5.11.10. Blut

5.12 Untersuchung auf Dermatophyten

5.12.1. Nägel

5.12.2. Haare

5.12.3. Haut

5.13.    Untersuchung auf multiresistente Erreger (MRE)

Zum Screening auf multiresistente Erreger sind je nach Erreger folgende Materialien zielführend:

MRSA

3-/4-MRGN

VRE

Ausschluss einer neu erworbenen Besiedelung mit multiresistenten Erregern:

Mindestens drei Proben an verschiedenen Tagen im Zeitraum von mindestens einer Woche (z.B. Tag 1, 4 und 7) entnehmen.

Kontrollabstriche nach MRSA-Eradikationsversuchen:

Kontrollabstriche bei Besiedlung mit MRGN oder VRE sind nicht sinnvoll, da es für diese Erreger keine Eradikationsmöglichkeiten gibt (Bestandteil der Darmflora). Einzig nach kausaler Antibiotikatherapie aufgrund einer Infektion kann die Eliminierung des Erregers erwartet und ggf. auch kontrolliert werden.

6. Antibiogramm

6.1. Allgemeine Hinweise

Mit Hilfe der Empfindlichkeitsprüfung kulturell isolierter pathogener Erreger ist eine gezielte und wirksame Antibiotikatherapie möglich. Neben primären Resistenzen können die Erreger unter der Therapie sekundäre/erworbene Resistenzen entwickeln, so dass bei ausbleibendem klinischen Ansprechen wiederholte Empfindlichkeitsprüfungen erforderlich sein können.

Die Messergebnisse für jede Erreger-/Antibiotikum-Kombination werden nach den vom europäischen (EUCAST) und nationalen (NAK) Antibiotika-Sensitivitäts-Komitee festgelegten Kriterien interpretiert und beruhen auf den von EUCAST und NAK veröffentlichten Dosierungsempfehlungen (https://www.nak-deutschland.org/aktuelle-version.html).

6.2. Methodik und Interpretation

Je nach Erreger werden automatisierte Empfindlichkeitsprüfungen oder Empfindlichkeitsprüfungen durch Agardiffusion eingesetzt.

Die Messergebnisse für jede Erreger-/Antibiotikum-Kombination werden nach den vom europäischen (EUCAST) und nationalen (NAK) Antibiotika-Sensitivitäts-Komitee festgelegten Kriterien, auch abhängig vom Infektionsort, interpretiert und die Erreger in die folgenden Empfindlichkeitsstufen eingestuft: 

Bewertung

Kürzel

Interpretation nach EUCAST/NAK

sensibel 
bei Standarddosierung
S Als sensibel gegen ein bestimmtes Antibiotikum wird ein Erreger dann bezeichnet, wenn sein Wachstum in vitro von einer Konzentration dieses Wirkstoffs gehemmt wird, die mit einer hohen therapeutischen Er­folgswahrscheinlichkeit am betreffendem Infektionsort bei Verwendung der Standarddosierung und –applikation assoziiert ist.

 

 

sensibel bei erhöhter (increased) Exposition

I

Als sensibel bei erhöhter Exposition gegen ein bestimmtes Antibiotikum wird ein Erreger dann bezeichnet, wenn er in vitro von einer Konzentration dieses Wirkstoffs inhibiert wird, die mit einer hohen therapeutischen Erfolgswahrscheinlichkeit durch erhöhte Exposition des Erregers gegenüber der Substanz durch

  • Verwendung eines angepassten Dosierungsregimes,
  • eine optimierte Verabreichungsform oder
  • durch Konzentrierung am Infektionsort

assoziiert ist.

resistent 

 
R Als resistent gegen ein bestimmtes Antibiotikum wird ein Erreger dann bezeichnet, wenn er in vitro von einer Konzentration dieses Wirkstoffs inhibiert wird, die mit einer hohen Wahrscheinlich­keit des Therapieversagens, auch bei erhöhter Exposition, assoziiert ist. 
fehlende Evidenz IE Die Korrelation zwischen der in vitro ermittelten minimalen Hemmkonzentration (MHK)für den Erreger und der klinischen Wirksam­keit des Wirkstoffs ist unklar und es gibt zurzeit keine ausreichende Evidenz, dass der Erreger ein geeignetes Ziel für diesen Wirkstoff ist. Daher wurden keine Interpretationskriterien für diese Erreger-/Antibiotikum-Kombination festgelegt.

Weitergehende Informationen: http://www.eucast.org, http://www.nak-deutschland.de

6.3. Antibiogramm und in-vivo Wirksamkeit

Die in-vitro erhobenen Ergebnisse "sensibel" und "resistent" sind nicht immer mit klinischer Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit gleich­zusetzen. Die Immunitätslage des Patienten, die Lokalisation der Infektion, erreichbare Antibiotikaspiegel, die Durchblutungssituation am Wirkort und andere Faktoren können das klinische Therapieergebnis beeinflussen. Bei schweren Infektionen können Antibiotikakombina­tio­nen indiziert sein, allerdings müssen auch antagonistische Wirkungen und Kotoxizitäten berücksichtigt werden.

6.4. Mögliche Ursachen für Diskrepanzen von in-vitro-Ergebnis und in-vivo-Wirksamkeit

Sensibler Erreger / klinisch Therapieversagen

Resistenter Erreger / klinisch Therapieerfolg

  • Abwehrschwäche, besonders Granulozytopenie
  • infizierte Fremdkörper (Katheter, Implantate)
  • nicht drainierter Abszess
  • fehlende Bakterizidie
  • gestörte Resorption
  • Antagonismus durch Kombination
  • Resistenzentwicklung unter Therapie
  • getestetes Isolat war nicht ursächlich für Infektion
  • besonders gut zugängliches Kompartiment, z. B. Harnwege
  • Therapie mit Lokalantibiotika (sehr hohe AB-Konzentration)
  • Spontanheilung, z. B. bei Harnwegsinfekten
  • getestetes Isolat war nicht ursächlich für Infektion