Der Erreger Chlamydia trachomatis gehört zu den häufigsten Verursachern sexuell übertragbarer Erkrankungen in den westlichen Industrienationen.
Die Infektion verläuft zunächst meistens symptomarm, bei Männern kommt es gelegentlich zu Entzündungen der Harnröhre. Bei Frauen kann eine lang unbehandelte Chlamydieninfektion zu Entzündungen der Eileiter führen und Unfruchtbarkeit verursachen. Die Infektion kann bei Schwangeren unter der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden, was eine Bindehautentzündung oder eine Lungenentzündung bei Kind verursachen kann. Bei Männern können als Spätkomplikationen Entzündungen der Nebenhoden und der Prostata auftreten. Gelegentlich kommt es bei beiden Geschlechtern als Spätfolge von Chlamydieninfektionen zu immunologisch vermittelten Gelenkkomplikationen, der sog. "reaktiven Arthritis".
Diagnostische Verfahren
Nachweis von Antikörper gegen Chlamydia trachomatis: Die Untersuchung kann Früh- und Spätantikörper gegen Chlamydia trachomatis im Blut nachweisen und dadurch auf eine Infektion hinweisen. Allerdings können Frühantikörper nach behandelten und ausgeheilten Infektionen über längere Zeit nachweisbar bleiben und so die Unterscheidung zwischen einer noch aktiven Infektion und einer kürzlich abgelaufenen Infektion erschweren.
Nachweis von Chlamydia trachomatis-DNA mittels PCR: Mit Hilfe dieser Methode wird Erbgut von Chlamydia trachomatis und damit die Anwesenheit des Erregers selbst nachgewiesen. Da Chlamydien intrazellulär lebende Erreger sind, gelingt dieser Nachweis am besten aus zellreichen Abstrichen von Harnröhre oder Gebärmuttermund. Die Gewinnung eines solchen Abstriches erfolgt durch den behandelnden Frauenarzt bzw. den Urologen. Alternativ besteht die Möglichkeit des Erregernachweises im Urin. Um falsch negative Ergebnisse zu vermeiden, muss hier jedoch zwingend Erststrahlurin untersucht werden. Dabei handelt es sich im Gegensatz zum sonst üblichen Mittelstrahlurin um die die allererste Portion des ersten, am Morgen gelassenen Urins. Dieser Urin enhält noch alle Zellabschilferungen der Harnröhre, in denen sich der Erreger befindet.
Diagnostik einer Infektion durch Neisseria gonorrhoae (Gonokokken)
Das Bakterium Neisseria gonorrhoae gehört zu den häufigeren Erregern sexuell übertragbarer Erkrankungen. Es verursacht eitrige Entzündungen der Geschlechtsorgane.
Beim Mann manifestiert sich die Erkrankung als juckende Entzündung der Harnröhre, typischerweise mit eitrigem Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen. Unbehandelt kann die Erkrankung zu Entzündungen der Prostata und der Nebenhoden und so zur Sterilität führen.
Bei Frauen kann zusätzlich zur Harnröhrenentzündung auch eine Entzündung des Muttermundes auftreten. Unbehandelt kann es zu aufsteigenden Infektionen mit Befall der inneren Geschlechtsorgane kommen. Außerdem kann es bei einer Schwangerschaft eine Übertragung auf das Neugeborene stattfinden.
Extragenitale Manifestationen der Gonorrhoe können je nach Sexualpraktiven im Rachen bzw. Analbereich auftreten. Durch Schmierinfektion können auch die Augen befallen werden.
Diagnostische Verfahren
Bakteriologische Kultur von Neisseria gonorrhoeae: Hierbei wird der Erreger aus Abstrichen von Harnröhre oder Gebärmuttermund angezüchtet und ggf. auf Resistenzen gegenüber Antiobiotika getestet. Die Gewinnung eines solchen Abstriches erfolgt durch den behandelnden Frauenarzt bzw. den Urologen.
Nachweis von Neisseria gonorrhoeae-DNA mittels PCR: Mit diesem Verfahren wird Erbgut von Neisseria gonorrhoeae und damit die Anwesenheit des Erregers selbst nachgewiesen. Eine Resistenztestung ist hierbei nicht möglich. Dieser Nachweis erfolgt am besten aus zellreichen Abstrichen von Harnröhre oder Gebärmuttermund. Die Gewinnung eines solchen Abstriches erfolgt durch den behandelnden Frauenarzt bzw. den Urologen. Im Gegensatz zu Chlamydien wird der Nachweis aus Erststrahlurin nicht empfohlen.
Diagnostik einer Infektion durch Treponema pallidum (Syphilis)
Das Schraubenbakterium Treponema pallidum verursacht eine Stadienerkrankung mit vielfältiger Symptomatik. Im Primärstadium der Erkrankung findet sich an Penis, Schamlippen oder Vagina, seltener im Mund oder am Anus ein gerötetes, hartes, schmerzarmes Geschwür mit Sekretabsonderung. Typisch sind nachfolgende Lymphknotenschwellungen. Unbehandelt kann es im Verlauf durch eine Ausbreitung des Erregers über die Blutbahnen zur Chronifizierung kommen, bei der die Haut und viele Organe befallen werden können. Im Spätstadium kommt es zum Befall des zentralen Nervensystems.
Diagnostische Verfahren
Serologischer Nachweis von Antikörpern gegen Treponema pallidum: Hierbei wird wird aus dem Blut zunächst ein Suchtest auf das Vorliegen von Antikörpern durchgeführt (TPHA oder TPPA). Bei positivem Ergebnis sind zusätzliche serologische Bestätigungsteste und Aktivitätsmarker erforderlich.
Diagnostik einer Infektion durch Mycoplasmen und Ureaplasmen
Mycoplasmen (darunter M. hominis, M. genitalium und M. fermentans) und wahrscheinlich auch Ureaplasmen (U. urealyticum, U. parvum) sind bei vielen gesunden Männern und Frauen im Urogenitalbereich nachweisbar. Die Häufigkeit der Kolonisation wird mit der sexuellen Aktivität in Zusammenhang gebracht. Mycoplasmen und Ureaplasmen gelten als fakultativ pathogene Krankheitserreger von Harnwegsentzündungen des Mannes sowie von Entzündungen des Gebärmutterhalses sowie der inneren Sexualorgane der Frau. Übertragungen auf den Fetus bzw. Infektionen des Neugeborenen bei Passage der Geburtswege sind beschrieben.
Diagnostische Verfahren
Bakteriologische Kultur von Mycoplasmen: Hierbei werden die Erreger aus Abstrichen von Harnröhre oder Gebärmuttermund angezüchtet. Die Gewinnung eines solchen Abstriches erfolgt durch den behandelnden Frauenarzt bzw. den Urologen.
Nachweis von Mycoplasmen-DNA mittels PCR: Mit Hilfe dieser Methode wird Erbgut von Mycoplasmen und damit die Anwesenheit des Erregers selbst nachgewiesen. Dieser Nachweis erfolgt am besten aus zellreichen Abstrichen von Harnröhre oder Gebärmuttermund. Die Gewinnung eines solchen Abstriches erfolgt durch den behandelnden Frauenarzt bzw. den Urologen.
Diagnostik einer Infektion durch Herpes-Viren
Das klinische Bild der genitalen Erstinfektion mit HSV ist variabel und reicht von asymptomatischen Verläufen über die lokale Bläschenbildung (häufig) bis hin zu schmerzhaften Ulzerationen, Harnverhalt, Lymphknotenschwellungen sowie Fieber und Kopfschmerz. Extragenitale Manifestationen, z.B. im Analbereich, sind möglich. Durch Persistenz des Virus im Nervensystem kann es später zum Wiederauftreten der Infektion kommen. Diese Reaktivierungen verlaufen oft kürzer und milder. Als Komplikationen einer HSV-Infektion sind der Befall des Nervensystems (Enzephalitis), des Auges (Keratitis) sowie die Übertragung auf das Neugeborene zu nennen.
Diagnostische Verfahren
Nachweis von Antikörpern gegen Herpes-Virus 1 und 2: Die Untersuchung kann Früh- und Spätantikörper gegen HSV1 und HSV2 im Blut nachweisen und dadurch Rückschlüsse auf eine Infektion bzw. Reaktivierung erlauben. Insbesondere eine Serokonversion bzw. ein Titeranstieg innerhalb 10-14 Tagen sind diagnostisch aussagekräftig.
Nachweis von Herpes-Virus-DNA mittels PCR: Mit Hilfe dieser Methode wird Erbgut von HSV-1 und HSV-2 und damit die Anwesenheit des Erregers selbst nachgewiesen. Dieser Nachweis gelingt am besten aus dem Inhalt bzw. Abstrichen von den Herpes-Bläschen. Die Gewinnung eines solchen Abstriches erfolgt durch den behandelnden Frauenarzt bzw. den Urologen. Leider ist die HSV-PCR bisher nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten.
Therapiemöglichkeiten
Beim Nachweis von Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoe oder Treponema pallidum sollten betroffene Patienten und deren Sexualpartner antibiotisch adäquat behandelt werden, damit Folgeerkrankungen vermieden werden. Die Infektion mit Herpes-Viren ist nicht heilbar, Ausbrüche können jedoch durch antivirale Medikamente behandelt werden.
Gespräch mit Ihrem Arzt
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie von Ihrem behandelnden Arzt oder im Rahmen eines Beratungsgesprächs bei uns im Labor.