Berechnung der glomerulären Filtrationsrate (GFR)

Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist ein Maß der Nierenfunktion und dient als Hilfsmittel zur Erkennung und Überwachung niereninsuffizienter Patienten. Aufgrund verschiedener Einflüsse (Muskelmasse, Ernährung, Pseudokreatinine u.a.) gibt die Bestimmung von Kreatinin allein nur unzureichende Aussagen über die GFR (z.B. kreatininblinder Bereich).

Zur genaueren Ermittlung der glomerulären Filtrationsrate stehen eine Reihe mehr oder minder aufwendiger Verfahren zur Verfügung. Als Goldstandard gilt dabei weiterhin die Inulin-Clearance, die jedoch methodisch für den Routineeinsatz zu aufwendig ist. Daher kommt im Labor derzeit die Bestimmung der endogenen Kreatinin-Clearance zur Anwendung, die allerdings den Störeinflüssen der Kreatininbestimmung unterliegt und durch Fehler während der Urinsammelperiode zusätzlich fehlerbehaftet ist. Seit einiger Zeit steht mit Cystatin C ein deutlich sensitiverer und spezifischerer Parameter bereit, der eine deutlich bessere und störungsfreiere Einschätzung der Nierenfunktion, auch im kreatininblinden Bereich, erlaubt.

Daneben existieren mathematische Näherungsformeln zur Abschätzung der GFR anhand bestimmter Einzelparameter. Für diese Näherungsformeln stellen wir Ihnen auf dieser Seite Rechner bereit, mit denen Sie anhand Ihnen vorliegender Werte die Berechnung selbst durchführen können. Gern berechnen wir die GFR aber auch bereits bei der Laboranforderung der jeweiligen Parameter für Sie mit.

Aber: eine nur gering verminderte GFR spricht nicht in jedem Fall für einen Nierenschaden. Sie sollte jedoch weiter abgeklärt werden, vorzugsweise durch Bestimmung von Cystatin C im Serum.

Zu den häufig verwendeten Formeln gehören die Berechnung der glomerulären Filtrationsrate

  • gemäß der CKD-EPI-Gleichung der Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration
  • anhand der Formel aus der MDRD-Studie von Levey et. al., der sogenannten MDRD-Langformel,
  • mittels der vereinfachten MDRD-Formel, auch als MDRD-Kurzformel bezeichnet,
  • aus der Konzentration von Cystatin C
  • unter Verwendung der konventionellen Formel nach Cockcroft und Gault

GFR-Berechnung nach der CKD-EPI-Formel

Eine Arbeitsgruppe der National Institutes of Diabetes, Digestive und Kidney Disease in den USA führte 2009 verschiedene Studien zusammen, in denen die Clearance mittels Referenzmethode (I-Iothalamat) erhoben wurde. So entstand ein Studienkollektiv von 5504 Patienten mit eingeschränkter und normaler Nierenfunktion. Die daraus erhobene CKD-EPI-Formel zur näherungsweisen Ermittlung der GFR hat daher gegenüber den MDRD-Formeln den Vorteil, auch bei nur mild und moderat eingeschränkter Nierenfunktion verwertbare Werte zu liefern. Die Formel wurde zwischenzeitlich an noch größeren Probandenzahlen validiert.



Literatur

  • Levey AS, Stevens LA, Schmid CH, Zhang YL, Castro AF 3rd, Feldman HI, Kusek JW, Eggers P, Van Lente F, Greene T, Coresh J; CKD-EPI (Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration). A new equation to estimate glomerular filtration rate. Ann Intern Med. 2009 May 5;150(9):604-12.

GFR-Berechnung nach der MDRD-Langformel

Im Rahmen der Auswertung von 1628 Patienten der "Modification of Diet in Renal Disease"-Studie (MDRD) publizierten Levey at. al. 1999 eine Formel zur Abschätzung der GFR, die auch Eingang in internationale Empfehlungen gefunden hat. In die Berechnung gehen Kreatinin im Serum, Albumin im Serum, Harnstoff im Serum sowie Alter, Geschlecht und Rasse ein.



Literatur

Levey AS, Bosch JP, Lewis JB, Greene T, Rogers N, Roth D. A more accurate method to estimate glomerular filtration rate from serum creatinine: a new prediction equation. Modification of Diet in Renal Disease Study Group. Ann Intern Med. 1999 Mar 16;130(6):461-70.

GFR-Berechnung mittels MDRD-Kurzformel

Zur Vereinfachung publizierten Level et. al. 2000 die MDRD-Kurzformel, bei der auf die Messwerte von Albumin und Harnstoff verzichtet wird, welche die GFR aber vergleichbar einschätzen soll. Allerdings ist die GFR-Kurzformel für Normalpatienten und leichte Niereninsuffizienzen nicht evaluiert. Daher werden Rechenwerte > 60 nicht als Zahlenwert ausgegeben. Für Kinder ist die MDRD-Formel nicht anwendbar.



Literatur

  • Levey AS, Greene T, Kusek JW, Beck GL. A simplified equation to predict glomerular filtration rate from serum creatinine. J Am Soc Nephrol 2000 Sep; 11:155A

GFR-Berechnung anhand der Cystatin C-Konzentration

Seit Einführung von Cystatin C sind verschiedene Formeln publiziert worden, anhand derer eine näherungsweise Berechnung der GFR möglich ist. Dennoch ist keine dieser Formeln derzeit allgemein anerkannt. Wir haben daher für Sie einen Rechner programmiert, mit dem Sie die GFR anhand dreier relativ aktueller und häufig zitierter Formeln aus Cystatin C ermitteln können.

Bitte beachten Sie, daß die hinterlegten Formeln für die GFR nach Larsson und die GFR nach FillerCystatin C-Werte voraussetzen, die mit N Latex Cystatin C (Fa. Dade Behring) bestimmt wurden.
Hingegen basiert die Formel nach Grubb et al. auf Werten, die mit dem Kit von Roche bzw. DakoCytomation bestimmt wurden. Bei Anforderung von Cystatin C-Werten in unserem Labor (Roche-Methode) können wir die GFR für Sie automatisch berechnen und ausweisen.



Literatur

  • Larsson A, Malm J, Grubb A, Hansson LO. Calculation of glomerular filtration rate expressed in mL/min from plasma cystatin C values in mg/L. Scand J Clin Lab Invest. 2004;64(1):25-30.
  • Filler G, Lepage N. Should the Schwartz formula for estimation of GFR be replaced by cystatin C formula? Pediatr Nephrol. 2003 Oct;18(10):981-5.
  • Grubb et al. Generation of a new cystatin C-based estimating equation for glomerular filtration rate by use of 7 assays standardized to the international calibrator. Clin Chem. 2014 Jul;60(7):974-86.

GFR-Berechnung mittels Cockcroft-Gault-Formel

Die Cockcroft-Gault-Formel ist historisch eine sehr gebräuchliche Formel zur Abschätzung der GFR. Allerdings wurde sie 1976 primär zur Abschätzung der Kreatininclearance, und nicht der GFR, entwickelt. Darüber hinaus tendiert die Formel zur Überschätzung der effektiven GFR gerade bei Patienten mit Adipositas. Der Vollständigkeit halber haben wir diese Formel hier mit aufgeführt.



Literatur

  • Cockcroft DW, Gault MH. Prediction of creatinine clearance from serum creatinine. Nephron 1976; 16:31-41